Nutzerbeteiligung
Abstract. Demokratie lebt von der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, die an der Politik eines Staates sowohl direkt durch die Wahl von Abgeordneten als auch indirekt durch das Äußern von Ideen, Vorschlägen oder Wünschen mitwirken. Neben diesen direkten und indirekten Gestaltungsmöglichkeiten informieren sich die Menschen über das politische Geschehen und tauschen sich dazu untereinander aus. Für Wörterbücher bietet sich eine ähnliche Bandbreite von Beteiligungsmöglichkeiten. Die Nutzer tauschen sich mit den Wörterbuchanbietern und untereinander aus, formulieren Wünsche, geben Rückmeldungen oder wirken selbst aktiv am Entstehen von Wörterbuchartikeln mit.
Das Internet prägt zunehmend unsere Gesellschaft und vernetzt uns immer stärker miteinander. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Internet durch den Einsatz sogenannter „Social Media“-Technologien wie Weblogs, Wikis oder soziale Netzwerke von einer Sammlung redaktionell gepflegter Experteninformationen zu einer interaktiven Austauschplattform von nutzergenerierten Inhalten gewandelt. Internetwörterbücher in dieser veränderten, als „Web 2.0“ bezeichneten, Umgebung binden zunehmend die Wörterbuchbenutzer in die lexikografische Tätigkeit mit ein. Der Grad der Nutzerbeteiligung reicht von der nutzergetriebenen Erstellung eines gesamten Wörterbuchs über Qualitätsrückmeldungen zu einzelnen Artikeln bis hin zum Dialog zwischen Lexikografen und Benutzerinnen oder zwischen den Benutzern selbst.
Die neuen Formen der Nutzerbeteiligung im Netz sind in der Lexikografie bisher kaum erforscht. Im vorliegenden Kapitel geben wir einen Überblick zu den verschiedenen Möglichkeiten, Wörterbuchbenutzer direkt, indirekt oder begleitend an der Erarbeitung eines Wörterbuchs zu beteiligen. Vor allem sind die Einschätzung der Qualität und die Klärung von Rechtefragen von zentralem Interesse, um das Potenzial nutzergenerierter Inhalte einschätzen zu können. Neben einer systematischen Einteilung von Nutzerbeiträgen diskutieren wir mehrere praktische Beispiele der einzelnen Ausgestaltungsformen und gehen auch auf mögliche Beweggründe für ein aktives Mitwirken ein. Außerdem möchten wir insbesondere eine kritische Auseinandersetzung mit Stärken und Schwächen unterschiedlicher Formen von Nutzerbeteiligung anregen.